Tag 17 – Ein ruhiger Tag Hiroshima

Heute haben wir Kyoto verlassen und sind nach Hiroshima aufgebrochen. Wir haben schon gestern Tickets für den Shinkansen reserviert und um sieben heute ging es los.

Nicht ganz zwei Stunden fährt man von Kyoto nach Hiroshima, was in einem Tag gut machbar ist. Natürlich wird man in einem Tag nie alles sehen, aber wir wollten die wichtigsten Orte besuchen.

Aber im Shinkansen gab es erstmal Frühstück, ja auch für Kurti und Herrn Schmörzna!!

Lustiges unnützes Wissen über den Shinkansen: der Shinkansen gilt als eine der sichersten Bahnen der Welt. Der letzte Unfall eines Shinkansen ereignete sich 1964, seitdem gab es keine Tode oder Verletzungen durch eine Störung des Shinkansen mehr.

Aber kommen wir zum eigentlichen Tag. Ich möchte den Beitrag etwas anders beginnen…

Stellen wir uns vor es ist der 8. August 1945 kurz vor acht Uhr morgens. Du startest mit deinem Tag. Du bist langsam auf dem Weg ins Büro. Du hast ein bisschen länger geschlafen. Aber du brauchst nicht lange ins Büro.

Die Hektik beginnt, du hast schon tausend Dinge im Kopf. Erledigungen, Einkäufe. Der zweite Weltkrieg ist bereits vorbei, aber Japan ist immer noch im Kampf. Aber japanische Medien berichten, dass es für Japan gut aussieht. Du gehst aus dem Haus – in Hiroshima ist es ruhig. Die Stadt wurde bis jetzt von allen Bomben verschont. Auf dem Platz gegenüber sitzt ein Mann auf den Stiegen und wartet bis die Post öffnet. Du machst dich auf den Weg um in den Tag zu starten. 10 Minuten, dann bist du bei deinem Büro. Du kramst noch in der Tasche um ein Taschentuch zu suchen. 8:15 – es geht schnell. Der Himmel wird hell, heller als es jemals zuvor war – die Erde bebt. Dann wird es kurz ruhig bevor die Schreie durch die Gassen tönen. Obwohl Gassen zu viel gesagt ist, denn wenn du dich umdrehst dann ist da nichts mehr. Die Stadt ist dem Erdboden gleich gemacht. Du siehst Leichen, du siehst Verletzte überall. Du rennst zurück wo du hergekommen bist – wo der Mann auf die Post gewartet hat ist nur mehr ein Schatten an der Mauer zu erkennen. Körper gibt es keinen mehr. Das Haus, in dem du gewohnt hast, wo auch deine Eltern wohnen, ist nicht mehr da. Es steht nichts mehr. Du brauchst nicht lange zu suchen um zu wissen, dass es keine Hilfe mehr für deine Eltern gibt.

Nach Stunden des umherirren fängt es zu regnen an. Schwarzer Regen. Tage vergehen, immer mehr Opfer sind zu beklagen. Menschen fallen die Haare aus, sie bekommen keine Luft mehr, ihre Schleimhäute bluten. Einer nach dem anderen verliert den Kampf gegen die Wunden. Die Welt wie sie war steht für dich nicht mehr. Es ist alles dem Erdboden gleich gemacht.

…..

So oder so ähnlich muss es den Leuten an diesem Tag gegangen sein, die den Tag des Atombombenamgriffs miterlebt haben. Wir waren auf der zentralen Insel Ota, die heute als Friedenspark dient. Es war ein sehr ruhiger Tag, denn bedrückend sind diese Orte leider sehr. Dort findet man die Atombombenkuppel (das ehemalige Zentrum für Handel und Industrie – das nur teilweise erhalten blieb, weil es extrem robust gebaut war)

Weiter durch den Park findet man das Kinderdenkmal, das vor allem auch an die Geschichte von Sasaki Sadako erinnert. Ein Mädchen, dass den Angriff überlebt hat, aber durch die Radioaktive Strahlung Leukämie bekommen hat. Eine Freundin hat ihr berichtet, dass wenn sie 1000 Kraniche falten würde, einen Wunsch frei hätte. Sie hat angeblich bis zu ihrem Tod 1600 fertig gestellt.

Ein Friedenslicht, das so lange brennen soll bis die Welt keine nuklearen Waffen mehr besitzt, steht direkt vor dem Museum, das durch den Tag 1945 und die Aufarbeitung danach, führt.

Wir waren dann in dem Museum, wo viele Geschichten erzählt wurden, von Menschen und ihren Schicksalen. Es sind persönliche Gegenstände ausgestellt und Mauern, Gegenstände, etc. Die den Angriff überstanden haben. Nur zur leichteren Vorstellung wie die Bombe ausgeschaut hat: die drei Meter lange Bombe detonierte circe 600 Meter über dem Boden und verursachte eine Hitze von 3000-4000 Grad Celius. Im Bereich des Zentrums der Detonation hat also nichts mehr existiert.

80% der Innenstadt waren innerhalb kürzester Zeit zerstört,

Natürlich haben wir im Museum keine Fotos gemacht – da waren wirklich grausame Bilder dabei und die ganze Stimmung war wirklich gedrückt. Aber andererseits sollte man sich manche Teile der Geschichte zwischendurch wieder ins Gedächtnis rufen.

Wir haben uns dann noch ein bisschen in den Park begeben und den Vormittag verarbeitet bevor wir uns zum Mittagessen begeben haben. In Hiroshima gibt es nur eine Antwort auf was man essen gehen sollte: Okonomiyaki!! Und das wollten wir natürlich unbedingt machen.

Das war wirklich herausragend gut. Als Vorspeise gab es noch Calamari fritti und Fischbällchen. Beides angeblich Hiroshima Special – genau so wie das Cola. Uns ist es ein bisschen so vorgekommen, als definiere sich Hiroshima auch über das Essen, denn die Tradition mit alten Geschäften, Restaurants, Tempeln, etc. Ist mit der Zerstörung komplett verloren gegangen.

In Hiroshima gibt es einen Hop on Hop off Bus um nur 600 Yen für den Tag, den haben wir dann genutzt und sind noch in eine Einkaufsstraße gefahren um einen Kaffee zu trinken, Don Quijote leer zu kaufen und Tayaki zu essen 🙂

Wir sind gute 3 Stunden durch die Stadt lustgewandelt und haben window Shopping betrieben. Dann war es auch schon fast wieder Zeit für den Shinkansen nach Hause, aber vorher gab es noch Tan Tan Nudeln. Diesmal in einem Laden wo man sich die Speise, die man essen möchte, zuerst an einem Automaten bestellt, das Kärtchen gibt man dann dem Personal und bekommt dann sein Essen. Achtung hier: Anscheinend nehmen noch nicht alle Automaten die neuen Yen Scheine.

Stefan und ich hatten keine Ahnung was wir bestellt haben, denn auf dem Automaten waren nur kleine Bildchen aber keine Beschreibung….ich habe einfach die eins genommen und Stefan die zwei….er hat danach ein Eis gebraucht.

Der Mund hat gebrannt vor scharf….

Nun sind wir aber auf dem Weg heim.

es gibt dann daheim noch eine Wadelmaske (kühlt angeblich) und für mich eine Schlafmaske, die wärmt angeblich 😀 ich bin gespannt…

4 Antworten auf „Tag 17 – Ein ruhiger Tag Hiroshima

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  1. Es ist schon bedrückend, wenn man deinen Blog liest, entspricht aber leider den Tatsachen. Ruht euch gut aus für die morgige Tour, ich bin schon sehr gespannt, wo euch eure Reise morgen hinführt. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln seid ihr ja mittlerweile vertraut.
    guids nächtle 😘😘

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  2. Geweckt durch deine Zeilen, habe ich jetzt noch etwas weitergelesen im Netz über Hiroshima und das ganze furchtbare Ereignis. Und es ist sicher sehr bedrückend und nachhaltig beeindruckend, wenn man direkt vor Ort ist.

    Mir ging es jetzt beim Lesen so und ich glaube, dass es auch wie eine Ehrerbietung ist, im Nachhinein, wenn man dieser traurigen Stätte einen Besuch abstattet. Und von der Mahnung und weiteren Gefühlen, die man dadurch auch mitnimmt. 👍

    Wie furchtbar und schade, dass die Tradition praktisch ausradiert wurde.

    Okonomiyaki habe ich jetzt auch nachgegoogelt, das bedeutet wohl ’nach Belieben“ und das sieht wieder einmal ganz ganz wunderbar appetitlich aus. Ich glaube, ich würde bei allen Speisen probieren wollen.

    Und die Bestellung per Automaten: wie lustig und abenteurlich ist das denn! 🥳 Ich freue mich sehr für euch, dass ihr einfach probiert. Super! 🥰😍🥰

    Und Kurti und Herr Schmörzna beim Frühstücken und Busfahren: Sie trauen sich auch unerschrocken hinein zu tauchen ins Unbekannte. 🤗🥰 😊😘😘😘

    Muss ich wieder erwähnen: Das Geschirr – der grüne Teller – ist entzückend.😍 Tata hat ja alles bunt gemischtes Geschirr ! 😉🥳

    Und eure Masken als Ausklang waren sicher auch ganz wunderbar! 😊👍👍👍

    Ich wünsche euch eine wunderschöne Nacht und freue mich auf morgen!

    Pussssssssssssssssssssssssssssssssuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu

    😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘😘

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  3. Beim Lesen deines Berichtes habe ich mir gedacht, wie klein und unbedeutend so viele oft selbstgestrickte Probleme werden und wieviel sinnlose negative Energie dafür verschwendet wird. Wir werden nie ermessen können, wie furchtbar damals dieser Atombombenabwurf war (und das ist auch auf gewisse Weise gut so) , aber es ist so wichtig, dass das niemals vergessen wird 😪

    Das Essen sieht sehr gut aus, hoffentlich konnte Stefan die Schärfe mittlerweile entschärfen 🔥🧯😅

    Kurti und Herr Schmörzna haben ihr Papperl scheinbar genossen- dürfte also eher was Süßes gewesen sein 😍

    Nachdem ihr mittlerweile die Wadenwickel und Gesichtsmasken schon hinter euch habt, befindet ihr hoffentlich im Träumeland😇🥰😍

    Bis morgen dann , bussis Mama 🥰😘😘😘

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  4. Ich hatte ein Buch über das Mädchen Sasaki Sadako, das hat mich damals sehr berührt. 😢😢

    Man kann und will sich das gar nicht vorstellen. Trotzdem ist es, glaube ich sehr wichtig, sich diese Orte anzuschauen, damit man nicht vergisst, wie schnell es manchmal gehen kann 😳😳 und wie gut es uns geht. 🙂🙂🥰

    Scharfes Essen,😋😋 das ist meins. 😁😁 Aus dem Automaten 🙄😳🤔🤔🤔, das wär für mich schon eine Überwindung. 🤭🙃

    Hr. Schmörzna und Kurti 😍😍, die können bald in Japan als Guides arbeiten🤭🤭🤭🤭 Jetzt müssen nur noch japanisch lernen. 📖

    Schön, dass es euch allen gut geht. Noch einen schöne Nacht.🛌🛌

    Alles Liebe ❤️❤️😍😍😍

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